Adresse: Klosterhof 3, 37194 Wahlsburg-Lippoldsberg
Das ehemalige Verwalterhaus der Gemeinde Lippoldsberg (vgl. Lippoldsberger Freundeskreis 1963, S. 11) und heute als Nohl- oder Herman-Nohl-Haus bekannte Gebäude in Lippoldsberg wurde Ende September 1929 durch Herman Nohl als Landheim von der Gemeinde Lippoldsberg für 4000 Mark ersteigert (vgl. Nohl 1929). Nohl verband mit diesem Landheim das Ziel, „die Gemeinschaftskraft [s]eines Seminars zu stärken“ und wollte damit eine Beeinflussung der Studierenden „über die blosse Facharbeit hinaus“ bewirken, um sie „menschlich zu vervollständigen“ (Universitätsarchiv Göttingen: Kur. 1263; unpag.; s.u.).
Am 28.11.1929 wurde ein Verein mit dem Namen „Die Freunde des Göttinger Pädagogischen Seminars e. V.“ gegründet – obwohl das Pädagogische Seminar zu dieser Zeit unter dem Namen „Pädagogisches Institut“ geführt wird – welcher auch Träger des Landheims wird (vgl. Archiv IfE: Verein der Freunde des Pädagogischen Seminars 2011-2013; unpag.; Dokument verfasst von Jörg Schlömerkemper).
Eingeweiht wurde das Landheim zu Pfingsten1930 (vgl. Blochmann 1969, S.149). Nach seiner Zwangsemeritierung nutzt Nohl das Landheim als Wohnhaus, wodurch es zu seiner „zweiten Heimat“ (ebd.) wird. Auch in späteren Jahren wird das Landheim immer wieder auch für private Zwecke genutzt.
Im Laufe der Zeit beschäftigt sich der Verein wiederholt mit der Frage, was mit dem Landheim geschehen soll. Dabei spielen sowohl Fragen der baulichen Instandhaltung und einer entsprechenden Finanzierung, aber auch Fragen der Trägerschaft (bspw. durch den Universitätsbund oder durch das Pädagogische Seminar selbst) zentrale Rollen, wie – beispielhaft – aus einem Brief des Vereinsvorstandes vom 11.11.1971 an die Mitlgieder hervorgeht (vgl. Archiv IfE: Ordnungen Personalia 1971-1975; unpag.).
Veränderte Rahmenbedingungen, etwa die abnehmende Nutzung des Nohl-Hauses durch Studierende oder die Mitglieder des Seminars, anhaltender Sanierungs- und damit verbunden Finanzierungsbedarf, aber auch die Zusammensetzung des ehrenamtlich als Träger fungierenden Vereins aus vor allem ehemaligen Mitgliedern des Pädagogischen Seminars, die selbst von auswärts kamen und/oder nicht mehr aktiv am Pädagogischen Seminar waren, führte zu dem Entschluss, das Landheim der Gemeinde Wahlsburg zu übergeben – unter der Bedingung, dass das Landheim in seiner ursprünglichen Funktion als ‚Bildungsherberge‘ erhalten bleibt. Das Nohl-Haus wurde der Kommune kostenlos übergen und die Trägerschaft durch den Förderverein Klosterkirche Lippoldsberg e. V. übernommen (vgl. auch die aktuelle – Stand 2020 – Homepage des Nohl-Hauses). Der Verein der Freunde des Göttinger Pädagogischen Seminars erlosch am 18.11.2015 (vgl. Archiv IfE: Die Freunde des Göttinger Pädagogischen Seminars e.V.; unpag.).
(Weiterführende) Literatur
- Blochmann, E. (1969): Herman Nohl in der pädagogischen Bewegung seiner Zeit. 1879-1960. Göttingen.
- Klika, D. (2000): Herman Nohl. Sein „Pädagogischer Bezug“ in Theorie, Biographie und Handlungspraxis. Beiträge zur Historischen Bildungsforschung. Köln.
- Nohl, H. (1929): Wochenendheime an deutschen Hochschulen. In: Deutsches Studentenwerk e.V. (Hrsg.): Studentenwerk. Zeitschrift der studentischen Selbsthilfearbeit. Jahrgang 1929, S. 373-375.
- Lippoldsberger Freundeskreis (1963): Das Haus der Freunde. Dem Hausvater, unserm hochverehrten Lehrer, Professor Herman Nohl zu seinem 70. Geburtstag von der Pädagogischen Arbeitsgruppe. Weinheim.