Zur Änderung des Straßennamens vgl. Tamke, G. & Driever, R. (2012): Göttinger Straßennamen. Göttingen. 3. neu überarbeitete, wesentlich erweiterte Auflage.
Laut Namens- und Vorlesungsverzeichnissen der Universität Göttingen nach dem Nikolausberger Weg 13/15 Sitz des Pädagogischen Seminars
bzw. (seit dem Sommersemester 1923) Pädagogischen Instituts 1922-1931, seit 1929 in Verbindung mit der Friedrichstraße 1.
Bei diesem Gebäude handelt es sich zu dieser Zeit um das Akademische Waisenhaus, welches der Direktion der Theologischen Fakultät unterstellt war. Die Nutzung der Räume durch das Pädagogische Seminar bzw. Pädagogische Institut beruhte entsprechend auf einem Mietverhältnis (Universitätsarchiv Göttingen: Kur. 2452 & Kur. 2416), für das Nohl anfangs eigene Mittel aufbringen musste (s.u.).
Sowohl der Instituts-Kindergarten als auch die Instituts-Volksschulklasse hatten vor ihren Umzügen in die Friedrichstraße 1 hier ihren Sitz.
Dem Protokoll einer Verhandlung vom 20.7.1928 (vgl. Universitätsarchiv Göttingen, Kuratorium, Kur. 2452) ist zu entnehmen, dass die Anmietung der Räume von Beginn an als Provisorium gedacht war (vgl. Seite 2 des Protokolls, s.u.). Die Verwaltung des Waisenhauses wies bereits zu Beginn des Mietverhältnisses darauf hin, dass diese Lösung für das Pädagogische Seminar aufgrund des Eigenbedarfs des Waisenhauses an den Räumlichkeiten nicht von Dauer sein könnte. Entsprechend gab es bereits seit dem 1. Januar 1926 wiederholt Ankündigungen der Vertragskündigung bzw. tatsächliche Kündigungen durch die Waisenhausverwaltung, die jedoch jedesmal aufgeschoben werden konnten (vgl. ebd.). Das Mietverhältnis gestaltete sich offensichtlich in Folge dessen als spannungsvoll: von Seiten des Pädagogischen Seminars wurde die Vermutung geäußert, die Kinder des Waisenhauses würden zu wechselnden Zeiten durch das Personal des Waisenhauses aufgefordert, Lärm zu machen, um die Arbeit des Pädagogischen Seminars zu erschweren (vgl. Seite 3 des Protokolls, s.u.). Schließlich folgte eine endgültige Kündigung 1928, der durch eine Räumung bis spätestens zum 1. April 1930 nachgekommen werden sollte (vgl. ebd.).
Abb. rechts: Protokoll einer Verhandlung zwischen dem Universitätskurator Valentiner, dem Oberregierungs- u. Oberbaurat Gensel, Herman Nohl als Direktor des Pädagogischen Seminars, dem Direktor des Kunsthistorischen Seminars Vitzthum, dem Regierungsbaurat und Vorsteher des Universitäts-Bauamtes Seidel und dem Privat-Dozenten am Kunstgeschichtlichen Seminar Stechow vom 20.7.1928, Seite 1, Quelle: Universitätsarchiv Göttingen, Kur. 2452.
Entsprechend der räumlichen Notlage wurde seit spätestens 1925 (vgl. Seite 5 des Protokolls) darüber verhandelt, das Pädagogische Seminar in die Kurze Geismarstraße 40, wo die sogenannte ‚alte Frauenklinik‘ bis 1896 ihren Sitz gehabt hatte (vgl. Oberdiek 2002, S. 27), zu verlegen (heute Kurze Geismarstraße 1 und Sitz des Musikwissenschaftlichen Seminars sowie der Musikinstrumentensammlung der Georg-August-Universität). Diese räumlichen Veränderungen hätten gleichermaßen Veränderungen für andere Einrichtungen bedeutet.
Abb. links: Protokoll einer Verhandlung zwischen dem Universitätskurator Valentiner, dem Oberregierungs- u. Oberbaurat Gensel, Herman Nohl als Direktor des Pädagogischen Seminars, dem Direktor des Kunsthistorischen Seminars Vitzthum, dem Regierungsbaurat und Vorsteher des Universitäts-Bauamtes Seidel und dem Privat-Dozenten am Kunstgeschichtlichen Seminar Stechow vom 20.7.1928, Seite 5, Quelle: Universitätsarchiv Göttingen, Kur. 2452.
Vor allem aufgrund fehlender finanzieller Mittel und des Widerspruchs aus anderen Einrichtungen der Universität – namentlich der Chemie – bleibt der geplante Umzug schlussendlich aus.
1931 erfolgt schließlich der Umzug in die Wagnerstraße 1.
Seit dem Sommersemester 1923 wird das Pädagogische Seminar in den Verzeichnissen der Universität geführt unter „Pädagogisches Institut“.
Quelle: Amtliches Namenverzeichnis Sommerhalbjahr 1923, Verzeichnis der Vorlesungen Winterhalbjahr 1923/24 der Georg-August-Universität zu Göttingen, S. 16.